Die erste Tour – ohne Heizung, die Spinner :)

Wir fahren also nach Hause um Jacken, Schal und Mützen zu holen – bis hierher war das Dach schließlich noch geschlossen. Uns ist bewusst, dass wir weder die Heizung noch die Sitzheizung benutzen werden können, aber das ist herzlich egal. Während der Wagen mit laufendem Motor in der Einfahrt steht und meine Frau die Jacken holt betätige ich den Schalter des Vario-Daches. Immer wieder faszinierend wie der Kofferraumdeckel nach hinten klappt und das Stahldach darunter verschwindet. Da steht er nun, so, wie ein Roadster sein soll: offen und voller Tatendrang. Dicke Jacke angezogen, Mütze auf, Sonnenbrille nicht vergessen und die erste Tour kann beginnen. Wir fahren mit einem breitem Grinsen durch unseren Ort, am Strassenrand vor uns sehe ich ein Ehepaar, das mit dem Schneiden von Bäumen beschäftigt ist. Ich kann von den Lippen der Frau ablesen, als sie uns mit unseren  Mützen im offen Wagen die Strasse runterkommen sieht: „Guck dir die Spinner an“. Ihr Mann hebt den Kopf und sein Blick liess erahnen, was er bei unserem Anblick dachte – vermutlich etwas wie „Wie konnte ich dich blöde Kuh bloß heiraten“.

Das Thermometer zeigt 6,5°C. Wir haben keinen Strom für Heizung in der Batterie, aber das schadet dem Roadster-Feeling nicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so schnell wieder an die doch ganz eigenen Fahreigenschaft des SLK gewöhnen würde. Nach 30 Minuten fühlt es sich an, als hätte die Winterpause nicht stattgefunden. Ich wähle als Route das Pockautal, eine meiner  liebsten, weil sehr kurvenreichen, Strecken in der näheren Umgebung. Der Wagen katapultiert sich eng, immer an der Fahrbahnmarkierung schnüffelnd, durch die Kurven – nur dort, wo noch Schmelzwasser über die Strasse fliesst, mache ich mit den runtergefahrenen Hinterrädern lieber etwas langsamer. Pilot und Co-Pilot sitzen lächelnd in der Sonne – die frische Luft des Fahrtwindes tut richtig gut und die Kälte zaubert rote Farbe in unsere Gesichter. Wir wollen es nicht übertreiben und krank werden, deswegen endet die erste Tour nach einer guten Dreiviertelstunde. Zuhause angekommen wird die Batterie an das Ladegerät gehängt – wollen wir doch mal sehen, ob die wirklich nicht mehr zu retten ist.

Erstmal zum Benz

Nach vier Monaten Ruhezeit fühle ich mich einfach besser, wenn das Auto beim Benz kurz angeschaut wird – zumindest mal Reifendruck messen und einen Blick drauf werfen. Es ist Samstag Mittag, unser geschätzter Servicemann ist noch in der Pause. Wir entschliessen uns vorsichtig noch eine Runde zu drehen bis er wieder da ist, so können wir die Batterie laden. Kurz darauf geht die Lampe der Tankreserve an – stimmt, da war doch was. Wir brauchen Sprit und müssen eine Tankstelle ansteuern. Mir war schon klar, dass der Wagen nach knapp 20km nicht wieder anspringen würde. Tat er auch nicht. Der Tankstellenbesitzer wollte Starthilfe mit einem Einhell-Powerpack geben, aber das Teil war offensichtlich zu schwach auf der Brust.

Ein Anruf bei meinem Mercedes-Benz-Autohaus, 10 Minuten später kommt ein Techniker mit seinem Lehrling und einem dicken Powerpack an die Tankstelle – das ist der Service, den man bekommt wenn man guter Kunde ist. Der Roadster startet jetzt problemlos und wir folgen dem Service-Mobil zum Autohaus. Da ist ein wenig Öl am Motorblock – der Nockenwellenversteller war schon immer ein Problem am R170, aber kein ernsthaftes. In der Werkstatt wird die Stelle schnell sauber gemacht, da schauen wir dann nächste Woche nach, ob und wieviel neues Öl ausgetreten ist. Unabhängig davon bestellen wir ein Ölstopkabel, das verhindert das Öl vom Nockenwellenversteller in das Steuergerät wandert denn das würde richtig teuer. Man empfiehlt mir eine neue Batterie, die jetzige sei wirklich tot. So einfach nicht, Freunde – ich werde sie mal über Nacht laden und dann sehen wir weiter.

Die Reifendruckkontrolle beweist, dass eine Befüllung mit Reifengas ihr Geld wert ist – es fehlen rundrum nur 0,1 bar und der gefürchtete Standplattfuß ist auch ausgeblieben. Ein Wermutstropfen gibt es doch noch: Der SLK muss im April zur TÜV Hauptuntersuchung und die Reifen auf der Hinterachse sind fast schon Slicks – damit kommen wir nicht über den TÜV. Man lässt uns ziehen, mit dem Hinweis den Motor bis daheim ja nicht abzustellen, sonst kriegen wir das Auto nicht mehr an. Aber vorher machen wir noch eine kleine Tour, oder?

Endlich geht es wieder los!

Endlich passt das Wetter: Heiter bis wolkig bei 6°C Aussentemperatur und die Strassen sind auch schon abgetrocknet. Es kann also losgehen, schon vor dem Frühstück stürze ich in den Carport. Die Staubschutzhülle habe ich schon letzte Woche vom Wagen entfernt – das heftige Tauwetter Ende Februar hat für reichlich Feuchtigkeit im Carport gesorgt und ohne die Hülle kann die Luft besser zirkulieren.  Der Batterie hat das nichts genutzt: Ein Druck auf die Fernbedienung der Zentralentrieglung mach klar – die hat keinen Saft mehr. Zu meiner Verwunderung lässt sich dafür sowohl das Türschloß als auch das Schloß am Heckdeckel problemlos manuell entriegeln. Der Geruch im Innenraum ist unverkennbar und weckt sofort schöne Erinnerungen. Endlich! Ich montiere als erstes die Scheibenwischer, verstaue das Warndreieck und die Tasche mit dem Verbandszeug im Auto. Und natürlich überprüfe ich das Verfalldatum des Verbandzeug – 03.2014, passt noch. Meine Frau hat mir zum Geburtstag im Januar ein paar neue Fußmatten für den SLK geschenkt – die packe ich als nächstes in den Wagen. Jetzt wird es Zeit, die Motorhaube zu öffnen…

Kühlwasser sieht gut aus, im Gegensatz zur Batterie – deren Kontrollfenster zeigt tiefstes schwarz, wir werden wohl Starthilfe brauchen. Das Überbrückungskabel aus dem Keller geholt, Motorhaube vom Winterauto auf. Das Kabel erst an den roten Pluspol der Spenderbatterie anschliessen, dann mit dem roten Pluspol der toten Batterie verbinden. Das schwarze Kabel kommt zuerst an den Minuspol der Spenderbatterie, das andere Ende klemme ich an den Motorblock des Roadsters. Jetzt schnell noch das Winterauto starten und im SLK platz nehmen. Zündschlüßel hinein, langsam umgedreht uuuuuund…. der Wagen startet einwandfrei 🙂 Weil die Batterie tiefentladen war, leuchtet die BAS/ESP-Warnleuchte. Ich drehe das Lenkrad nach ganz links, dann nach ganz rechts – das ESP ist damit wieder justiert, die Leuchte erlischt. Schnell das Startkabel abnehmen, das Winterauto zumachen und das Frauchen rufen: Schatz, komm, es geht los!

Verschobener Saisonstart

Unser Roadster hat ein Saison-Kennzeichen mit dem Zusatz 10/03. Vier dunkle, lange Monate warten wir nun schon sehnsüchtig auf den 01. März gewartet und dann ist 2012 auch noch ein Schaltjahr – der Februar spannt uns dank Zusatztag noch einen Tag länger auf die Folter. Dabei haben wir die Tage schon seit Ende Dezember runtergezählt. Jetzt, Ende Februar kommen die Wetteraussichten – auch am ersten März wird es wohl nichts werden mit der ersten Tour – es sieht aus wie im November, neblig trüb, nass und kalt. Der Roadster-Saisonstart wird verschoben.

Stilllegungsritual Oktober 2011

Unser Roadster ist zwar schon 10 Jahre alt, aber er hat noch nie eine einzige Schneeflocke gesehen. Der technische Zustand des Wagens ist nicht zuletzt deswegen trotz seiner mittlerweile 110.000 Kilometer sehr gut – ohne Salzattacken leben Autos nunmal länger. Deswegen überwintert das gute Stück in unserem grossen, dreiseitig geschlossenen Carport und Ende Oktober haben wir das alljährliche Stilllegungsritual zelebriert: Schnell beim freundlichen Autohändler vorbeigeschaut und den mal drüber schauen lassen – alles i.O. also fahren wir den Tank bis kurz vor die Reserve leer. Dann folgt Waschen, Saugen, Putzen, Polieren, Leder- und Gummipflege, Flüssigkeitsstände checken, die Scheibenwischer ab, ein Glas Sekt – sehr viel Wehmut ist dabei, aber wir sehen uns ja Ende Februar wieder 🙂 Aus den Erfahrungen nach dem strengen Winter 2011 mit einer leeren Batterie und einen klemmenden Türschloss haben wir übrigens gelernt – dieses Mal entriegeln wir die Motorhaube, damit wir nach dem Winter wenigstens an die Batterie kommen. Jetzt noch die Staubschutzhülle drüber und schon kommen die ersten Entzugserscheinungen…