Fahrbericht vom neuen Porsche Boxster S

Fahrbericht vom neuen Porsche Boxster S

Wir sind heute fremdgegangen: Nach gut einem Jahr Wartzeit hat das hiesige Porschezentrum letzte Woche angerufen und verkündet, dass ein neuer Porsche Boxster S darauf wartet, von uns gefahren zu werden. Der Name Boxster ist eine Wortschöpfung aus „Boxermotor“ und „Roadster“ – genau die richtige Mischung für Roadsterliebhaber also. Ein bischen aufgeregt waren wir die letzten Tage schon, immerhin liefert der V6-Boxermotor mit 3,4 Liter Hubraum satte 315 PS bei einem Drehmoment von 360Nm ab – und das in einem Fahrzeug mit einem Gewicht von nur knapp 1450kg! In Verbindung mit dem Porsche Doppelkupplungsgetriebe ist das also eine richtige Waffe. Nach Studium des einen oder anderen Fahrberichts im Internet wusste ich bereits, dass die neueste Generation des Boxsters noch besser auf der Strasse liegen soll als alle bisherigen – das haben wir jetzt am eigenen Leib erfahren dürfen und möchten das mit einem eigenen Fahrbericht untermauern.

Eins gleich vorweg – das Fahrwerk des Boxsters hat uns auch ohne das als Sonderausstattung erhältliche Active Suspension Management (PASM) absolut überzeugt – selbst richtig schlechte Straßen schlucken die Dämpfer weg und geben den Insassen ein sanftes Gefühl. Wenn es aber mit Zug um Kurven geht, gibt das Fahrwerk trotzdem mehr als ausreichende Rückmeldung an den Fahrer. Ein irres und gewöhnungsbedürftiges Phänomen: Je schneller man diesen Boxster in Kurven zwingt, umso stärker schiebt der Mittelmotor den Wagen nach innen. Das gestattet Querbeschleunigungskräfte, die jedem ein breites Grinsen ins Gesicht treiben – selbst meiner Frau und das soll was heißen *gg* Ein weiteres porschetypisches Detail, das Gewöhnung bedarf: Ein riesiger Drehzahlmesser ist das zentrale Instrument im Amaturenbrett, der Geschwindigkeitsmesser ist kleiner uns befindet sich links davon.

Im Innenraum findet selbst ein 1,92m großer Fahrer ausreichend Platz und bekommt definitiv mehr Beinfreiheit als in einem SLK. Die Seriensitze geben sehr guten Seitenhalt, das Interieur ist hochwertig und gut verarbeitet. Auf der ansteigenden Mittelkonsole finden sich allerhand Schalter – das wirkt auf den ersten Blick ein wenig viel, aber man findet sich doch schnell zurecht. Zwei Schalter finden sicher besondere Beachtung: Mit der Taste „Sport“ lässt sich die Motorkennlinie ändern, der Porsche hängt gieriger am Gas, schaltet später hoch und früher runter – die Taste „Dämpfer“ schaltet das Fahrwerk ebenfalls in den Sportmodus. Leider bringt das Aktivieren beider Tasten auf öffentlichen Straßen nicht all zu viel: Bei dem üblichen Verkehr eines Mittwoch nachmittags ist der Zauber schnell wieder vorbei.

Apropos Zauber: Der V6-Boxer, der direkt hinter den Insassen als Mittelmotor verbaut ist, liefert eine Klangkulisse, die absolutes Suchtpotential hat. Die Zwischengasstösse beim Schalten, die anfangs noch erschrecken, und die daraus resultieren Geräusche der Abgasklappen werden sehr schnell zu einer Attraktion, auf die man gar nicht mehr verzichten möchten. Dieser Motor katapultiert den Boxster S in Verbindung mit dem Doppelkupplungsgetriebe in 5,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h und der konstant anhaltenede Vortrieb endet erst bei einer Geschwindigkeit von 277 km/h. Auf der Landstraße bedeutet dies nicht anderes als dass man bei herzhaftem Beschleunigen schon 150 auf der Uhr hat, bevor man sich dessen überhaupt bewusst werden kann.

Damit derartige Geschwindigkeiten auch schnell wieder abgebaut werden können, gibt Porsche dem Roadster rundum Aluminium Monobloc-Festsattelbremsen mit vier Kolben auf gelochten Bremsscheiben mit. Den Boxster S kann man übrigens an den Bremssätteln erkennen, die hier rot lackiert sind. Und diese Bremsen können zu packen, wie wir auf der Autobahn feststellen durften: Bei 230 km/h ging beim Vordermann das adaptive Bremslicht los – das Signal, selber mal herzhaft die Bremsanlage des Boxsters zu betätigen. Ein schnelles Auto braucht gute Bremsen und die hat der Porsche unbestritten.

Last but not least – das zentrale Element eines Roadsters: das Dach. Beim Boxster kommt seit jeher ein Stoffdach zum Einsatz und es ist erstaunlich, wie gut Außengeräusche davon abgeschirmt werden. Den Motor hört man allerdings – aber das will man ja bei einem Mittelmotor schließlich auch. Das Verdeck faltet sich hinter die Sitze und lässt sich in 9 Sekunden öffnen oder schließen, während der Fahrt bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h, im Stand kann man dazu auch den Schlüßel als Dach-Fernbedienung benutzen. Bei früheren Boxster-Modellen war wohl ein Handgriff zum Ent- bzw. Verriegeln des Daches notwendig, beim neuen Modell ist dies nicht mehr erforderlich.

Wir haben auf unser Fahrt einen Verbrauch von 13,1 Liter Super-Benzin pro 100 Kilometer gehabt – das geht zwar sicher auch darauf zurück, dass wir auch einige Spurts eingelegt haben um den Zug des Doppelkupplungsgetriebes voll auszukosten, die von Porsche angegebenen Verbrauchswerte nach NEFZ von 8,0 Litern im Schnitt erscheinen uns aber als utopisch. Vielleicht kann man den Wagen mit 10 Litern noch fahren, aber Spaß macht das sicher nicht mehr. Wer aufs Sprit sparen achten will und muss, der sollte besser nicht zum Boxster S greifen. Muss man ja aber auch nicht, den mit dem kleineren 6-Zylinder Boxermotor mit 2,7 Litern Hubraum und 265 PS ist man bestens bedient und kann die 11.000 Euro Preisdifferenz zwischen Boxster und Boxster S in Ausstattung wie Stability Management oder Torque Vectoring oder eine Bose Soundanlage vom Feinsten investieren.

Den neuen Boxster bekommt man ab 48291 Euro inkl. Mehrwertsteuer, der Boxster S schlägt in der Grundausstattung mit 59.120 Euro zu Buche.

„Unseren“ Boxster von heute könnten wir für 74.500 Euro mitnehmen – doch auch wenn wir heute der Faszination Porsche erlegen und vom neuen Boxster begeistert sind: Wir haben uns noch nicht entschieden, ein SLK 350 (Modell R172) mit seinem V6-Motor und 305PS käme für uns auch in Frage, aber nicht nicht nur wegen der stärkeren Sitzheizung im Mercedes – die ist im Porsche ein bischen mau 😉

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