1. Etappe: Über das Timmelsjoch zum Gardasee

Punkt 05:00 Uhr rollen wir mit dem Roadster los, nichts wie weg aus Sachsen. Es ist ein toller Morgen, das Verdeck ist offen – zumindest bis wir die Autobahn erreichen. Ich fahre nicht gerne mit dem SLK auf der Autobahn, da werden nur Kilometer ohne Mehrwert aufgespielt. Doch unser Ziel liegt tief im Süden und der Süden ist noch weit entfernt, wir müssen also Kilometer machen. Um 10:30 Uhr, kurz vor München öffnen wir bei strahlend blauem Himmel das Dach und dann fällt die Entscheidung: Gegen die Brenner-Autobahn und für das Timmelsjoch. Noch ein Stück Autobahn bis Garmisch-Partenkirchen, dann geht es hinüber nach Österreich, wo wir kurz hinter der Grenze erstmal den Roadster auftanken. Dann weiter über den Fernpaß in Richtung Ötztal. Wir hätten uns die Straßen einsamer gewünscht, doch an einem Freitag ist diese Route übervoll mit Lkw, Oldtimern, BMW-Konvois, Wohnwagengespannen, Motorrollern und Motorrädern. So schlängeln wir uns in einer Blechlawine über den Fernpaß. Die Sportwagen- und Roadsterdichte nimmt stetig zu, je näher wir dem Ötztal kommen – hier sind wir also richtig und biegen auf die 186:
Auf der 186 im ÖtztalSie verläuft unten im Ötzal und man merkt den permanenten Anstieg nicht wirklich – erst als die Ortsschilder von bekannten Ski-Orten wie Sölden und Obergurgl-Hochgurgl auftauchen wird klar, wie hoch wir bereits sind. Kurz hinter Hochgurgl erreichen wir auch schon die Kasse der Timmelsjoch Panoramastraße (http://www.timmelsjoch.com/) – den hochalpinen Paß, die „heimliche Lücke in den Alpen“ darf man nur von 7 bis 20 Uhr befahren, für 14 Euro Nutzungsentgelt.
SLK am Windeck/ Timmelsjoch 2105mKurz hinter dem Kassenhäuschen halten wir um 14:11 Uhr am Windeck auf 2105 Metern Höhe um uns mal einen Überblick zu verschaffen. Der Himmel ist zwar bewölkt aber es ist trocken, das Thermometer zeigt 12°C und letzte Reste Schnee ringen an den Hängen ums Überleben. Von nun an geht es in Serpentinen stetig immer weiter und immer weiter bergdingauf.
Kehre 11 am TimmelsjochMit jeder Kehre schrauben wir uns höher im Gebirgsmassiv bis wir auf 2509 Metern den höchsten Punkt, den Passo Rombo erreichen. Er bildet gleichzeitig die Grenze zu Italien, genauer gesagt zu Südtirol und von hier geht es nur noch bergdingein – schlappe 30 Minuten lang zirkeln wir den Roadster unter massivem Einsatz der Motorbremse bergab durch die Kehren. Das wird böse Spuren hinterlassen, wie wir allerdings erst später feststellen werden. Leider sind wir nur im Oneway-Transit, denn es ist dem Fahrspaß definitiv zuträglicher, den Passo Rombo von italienischer Seite (auf der SS44bis) zu erklimmen.
Abfahrt vom Passo Rombo auf der SS44bisEgal, wir wollen schließlich nur in die Sonne und kaum unten am Berg angekommen, scheint sie auch sofort wieder für uns: Das Wetter ist prächtig, es ist sehr warm und in der Luft liegt bereits dieser unverkennbare, mediterane Duft. Es grünt und blüht, dass einem das Herz aufgeht. Durch das Passeiertal geht es nun Richtung Merano, wir passieren St. Leonhard, wo sich die deutsche Nationalelf vor kurzem noch auf die WM vorbereitet hat.


Der SLK in Südtirol angekommenKurz danach ein Schock: Die Tiptronic des Fünfganggetriebes hat den Geist aufgegeben – offensichtlich hat der Schalter für das Herunterschalten einen mechanischen Defekt. Zuerst lässt sich zwar noch Herunterschalten, aber das Getriebe schaltet direkt wieder in in den Modus „D“ um. Ich probiere noch ein paar Mal, dann gibt der Schalter völlig den Geist auf, die akkustische Rückmeldung lässt keinen Zweifel: Den Schalter hat es auf der Bergabfahrt richtig geschreddert. Wir befinden uns mitten in den Alpen und zwar ohne Motorbremse! Obendrein ist es Freitag Nachmittag, kurz nach 15 Uhr, Hilfe wird sich wohl nicht finden lassen. Oder doch? In Merano ist eine Mercedes-Benz-Niederlassung ausgeschildert und wir fahren auf den Hof.
Mercedes-Benz in MeranoDer Servicemann hört sich unser Problem an, setzt sich in den SLK, rüttelt kurz am Schaltknauf und gibt sein vernichtendes Urteil ab: Die komplette Schaltbox müsse ausgetauscht werden, denn es handelt sich um ein sicherheitsrelevantes Bauteil, das auf die Fahrgestellnummer abgestimmt ist. Ist dies bereits das Ende unserer Reise? Meine Frau und ich diskutieren, Heimfahrt oder wie oder was? Nein, wenigstens den Gardasee möchte ich ihr endlich mal zeigen und der ist ja nicht mehr so weit. Die Bremsen sind gut und werden das sicher bis dahin mitmachen. Wir setzen also unsere Fahrt behutsam fort, allerdings nicht über die Autobahn sondern Richtung Madonna de Campiglio Sankt Maria in den Brenta Dolomiten.
Der Roadster in den Brenta DolomitenAuf dem Weg dahin kommt mir die Idee, die unseren gesamten Trip retten wird: Zwar kann ich das Getriebe nicht mehr manuell zum Gangwechsel bewegen, wohl aber kann ich das Getriebe über die Funktion „Limiter“ am Tempomaten zum Einsatz der Motorbremse bewegen. Ein Blick ins Bordbuch, ein wenig damit herumprobiert und schon lassen sich lange Abfahrten wieder bewältigen ohne dauern auf der Bremse zu stehen. Manchmal habe ich auch lichte Momente mit genialen Einfällen 🙂 Entsprechend gut ist unsere Laune als wir Madonna di Campiglio passieren, der Stimmung kann auch der wolkenverhangene Himmel in den Dolomiten keinen Abbruch tun. Auch der Regen danach kann die Stimmung nicht trüben und so erreichen wir gegen 20 Uhr Riva del Garda – nach 15 Stunden Fahrt über 890km sind wir am Gardasee angekommen. Er ist wolkenverhangen und es nieselt aber es ist warm. Flugs spontan eine Hotel gesucht, etwas essen gehen und dann Heia-Bubu. Morgen sehen wir, wie und wohin es weiter geht.
1. Roadstertrip Etappenziel: Riva del Garda
Hier die gesamte Route des Tages in der Übersicht: Kartenansicht bei Google Maps

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