Beim Frühstück geniessen wir einen herrlichen Blick über die Bucht von Spotorno und fahren mit dem Finger auf der Karte die Küste ab. Orte mit klangvollen Namen wie Sanremo, Monte-Carlo, Nizza und Cannes erwarten uns auf der heutigen Küstenstraßen-Etappe und so machen wir uns um kurz nach 9 Uhr auf den Weg. Es ist Samstag und viele andere haben die gleiche Idee wie wir: Die Küstenstraße ist hochfrequentiert – Autos, Transporter, Wohnmobile, viele Motorräder und Roller aber vor allem von den langsamsten aller Verkehrsteilnehmer, den Radfahrern.
Spaß und Entspannung kommen in diesem Verkehrsgewusel nicht wirklich auf, auch die Landschaft hat nicht viel zu bieten. An schroff abfallenden felsigen Küstenhängen windet sich die Straße entlang. Zu allem Übel beginnt es zu regnen – bis Sanremo wird das Dach geschlossen bleiben. Dort besuchen wir einen wunderschönen Palmengarten und den Yachthafen. Weiter, mitten in der Stadt entdecke ich eine Möwe, die direkt über unserem Roadster durch den Straßenzug gleitet. Ich schwärme meiner Frau gerade etwas über die Freiheit der Vögel vor als ein Bombenabwurf eben jener Möwe die Idylle zerstört.
Das Vieh hat einen Monsterschiß abgeworfen und sowohl Motorhaube, Windschutzscheibe, Windschott als auch die „Hutablage“ getroffen. Ein Volltreffer. Ich fluche, es beginnt zu nieseln, wir halten und schliessen das Dach. Scheibenreinigungsanlage betätigen und mit Feuchtetüchern schnell den Möwenschiß beseitigen, dann kann es weitergehen – über die Grenze nach Frankreich und dann mit wegen Regens geschlossenem Dach durch die engen Gassen Monte-Carlos.
Bei Regen haben wir aber keine Lust anzuhalten und verlassen das Pflaster der Schönen und Reichen gleich wieder. Dabei hätten wir uns das Tesla Model S an der Ladesäule gerne genauer angesehen. Kaum haben wir Monte-Carlo hinter uns gelassen, müssen wir zum ersten Mal seit dem Gardasee tanken. Dabei reisst auch der Himmel wieder auf, die Côte d’Azur begrüsst uns nun trocken, heiss und mit viel Sonnenschein 🙂 Mit Nizza erwartet uns die nächste Großstadt und wir wollen eigentlich nur schnell hindurch. Daraus wird nichts, wir verfahren uns natürlich übelst und finden uns in Cantaron, viel zu weit nördlich, wieder.
Also erstmal eine Pause mit Baguette, Käse und Weintrauben aus dem Supermarkt eingelegt und mit Google Maps Navigation wieder zurück auf den richtigen Weg, zurück nach Nizza. Mitten in der Innenstadt bekommt das rechte Vorderrad einen Schlag, so derart heftig, dass ich denke es haut gleich den Dämpfer oben durch die Motorhaube raus. Auf der Straße war nichts zu sehen, weder vorher noch im Rückspiegel und auch das Hinterrad hat keinen Schlag bekommen. Was war denn das? Wir sollten das dringend beim nächsten Service überprüfen lassen! Endlich raus aus Nizza wo zu allem Übel auch noch eine Iron-Man-Wettbewerb auf der Promenade stattfindet, weshalb die halbe Innenstadt gesperrt ist – danke Google!
Via Antibes geht es nun an einem steinigen Strand entlang nach Cannes. Ein beschaulicher Küstenort sieht anders aus! Zuviel Hektik, zu viel Trubel, zu viel Verkehr und mittendrin Zweiräder, die keine Rücksicht auf irgendjemanden nehmen. Ich dachte, die Italiener würden schlimm fahren aber weit gefehlt: Die Franzosen sind viel schlimmer – es gibt hier kaum ein Auto ohne Kratzer und Beulen an den Seiten! Nichts wie weg hier 😀
Hinter Cannes dann – endlich! – erwartet uns an der Côte d’Azur mit der D559 eine Küstenstraße, wie wir sie uns die ganze Zeit schon gewünscht haben: Gesäumt von Oleanderbäumen schlängelt sie sich dort durch rotes Felsgestein vorbei an süßen Häusern. Viel Verkehr ist auch nicht, einzig die schleichenden Wohnmobile bremsen den Roadster aus. Wir treffen wir viele andere Roadster und alle Insassen haben den gleichen glücklichen Ausdruck auf dem Gesicht wie wir. Hier ist es herrlich! Wir erreichen Saint-Raphaël und checken in ein kleines Hotel direkt an der Promenade ein.
Ich finde es immer sehr beruhigend, wenn ich mein Auto vom Hotelzimmer aus im Blick ahaben kann. Ein hervorragendes Essen, guter Wein, ein unvergessliches Dessert, dann noch ein Strandspaziergang und wir schlafen sofort erschöpft aber sehr glücklich ein.
Die Route über 241km der heutigen Roadstertrip-Etappe bei Google Maps