Wir fahren also nach Hause um Jacken, Schal und Mützen zu holen – bis hierher war das Dach schließlich noch geschlossen. Uns ist bewusst, dass wir weder die Heizung noch die Sitzheizung benutzen werden können, aber das ist herzlich egal. Während der Wagen mit laufendem Motor in der Einfahrt steht und meine Frau die Jacken holt betätige ich den Schalter des Vario-Daches. Immer wieder faszinierend wie der Kofferraumdeckel nach hinten klappt und das Stahldach darunter verschwindet. Da steht er nun, so, wie ein Roadster sein soll: offen und voller Tatendrang. Dicke Jacke angezogen, Mütze auf, Sonnenbrille nicht vergessen und die erste Tour kann beginnen. Wir fahren mit einem breitem Grinsen durch unseren Ort, am Strassenrand vor uns sehe ich ein Ehepaar, das mit dem Schneiden von Bäumen beschäftigt ist. Ich kann von den Lippen der Frau ablesen, als sie uns mit unseren Mützen im offen Wagen die Strasse runterkommen sieht: „Guck dir die Spinner an“. Ihr Mann hebt den Kopf und sein Blick liess erahnen, was er bei unserem Anblick dachte – vermutlich etwas wie „Wie konnte ich dich blöde Kuh bloß heiraten“.
Das Thermometer zeigt 6,5°C. Wir haben keinen Strom für Heizung in der Batterie, aber das schadet dem Roadster-Feeling nicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so schnell wieder an die doch ganz eigenen Fahreigenschaft des SLK gewöhnen würde. Nach 30 Minuten fühlt es sich an, als hätte die Winterpause nicht stattgefunden. Ich wähle als Route das Pockautal, eine meiner liebsten, weil sehr kurvenreichen, Strecken in der näheren Umgebung. Der Wagen katapultiert sich eng, immer an der Fahrbahnmarkierung schnüffelnd, durch die Kurven – nur dort, wo noch Schmelzwasser über die Strasse fliesst, mache ich mit den runtergefahrenen Hinterrädern lieber etwas langsamer. Pilot und Co-Pilot sitzen lächelnd in der Sonne – die frische Luft des Fahrtwindes tut richtig gut und die Kälte zaubert rote Farbe in unsere Gesichter. Wir wollen es nicht übertreiben und krank werden, deswegen endet die erste Tour nach einer guten Dreiviertelstunde. Zuhause angekommen wird die Batterie an das Ladegerät gehängt – wollen wir doch mal sehen, ob die wirklich nicht mehr zu retten ist.