Sternzeit 192.519. Endlich zeigt der Kalender den ersten März, wir haben einen weiteren Winter überlebt. Es ist kalt, aber es herrscht Kaiserwetter, ideale Bedingungen um den Roadster aus dem Winterschlaf zu wecken. Erste Handlung: Das Batterie-Erhaltungsgerät abklemmen. Motorhaube auf, das Display des Gerätes leuchtet mir in blau mit der Anzeig „FULL“ entgegen. Hm… da ist Sand auf dem Motorblock, ein Tier war im Motorraum. Mein Blick wandert durch die Technik und es verschlägt mir beinahe den Atem. Der ganze Motorraum ist mit Walnüssen bestückt. Wo man hinschaut, es liegen überall geknackte Nußschalen und ganze Nüsse und natürlich überall Dreck, der beim Knacken und Fressen von Walnüssen entsteht.
Ich fluche und beginne, die Nüsse aus dem Motorraum zu fischen. Nach 10 Minuten hole ich mein Weib, die kommt mit ihren schmalen Händen sicher besser in die Spalten, die ich nicht erreiche. Nun arbeiten wir zu zweit, unter die Sicherungskästen kommt aber keiner von uns beiden. Ich komme zufällig mit den Fingern in den Lüfterkasten hinter dem Kühler. Fickersapperlot, der Kasten ist bis obenhin voll mit Nüssen! Motor starten ist unter diesen Bedingungen sicher keine gute Idee – es sind ganze, feuchte, schwere Nüsse dabei, der Ventilator könnte Schaden nehmen, wenn man ihn in Betrieb nimmt.
Tief in den Motorraum gebeugt versuche ich immer wieder, mit zwei Fingern zwischen den Rotorblättern des Ventilators Nüsse zu erwischen. Immer wieder rutschen mir die runden Teile aus den Fingerspitzen. Wir arbeiten schon über eine Stunde, ich bin jetzt wirklich stinkesauer! Nach 90 Minuten gebe ich erschöpft auf. Das ist die Beute:
Im Ventilatorkasten sind aber immernoch bestimmt 1kg Walnüsse. Jetzt braucht es eine gute Idee. Den Kühler abzubauen ist eine davon. Ein Freund bietet mir seinen Industriesauger an, der zieht mächtig und holt sicher auch die Nüsse aus dem Kasten. Zwei Tage später steht der Sauger neben dem Auto, es geht in die zweite Runde. Tatsächlich zieht der Sauger problemlos die Nüsse aus dem Ventilator – nur dummerweise ist der Schlauch gerade so dimensioniert, daß die Nüsse nach wenigen Zentimetern stecken bleiben, den Schlauch verstopfen und entsprechend die Saugkraft senken. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als nach jeder eingesaugten Nuss den Sauger auszuschalten, den Schlauch abzumontieren, ihn auf einen Besenstiel zu ziehen und so die Saugkraft wiederherzustellen. So vergehen weitere 90 Minuten mit der Einzelbergung von Nüssen aus dem Ventilatorkasten.
Zu guter Letzt biege ich mir noch einen stabilen Draht zu einem Löffelwerkzeug und mit der Kombination aus diesem Löffel in der rechten und dem Saugerschauch in der linken Hand gelingt es mir, auch die Nüsse unter den Sicherungskästen nach und nach zu entfernen. Natürlich nicht, ohne immer wieder den Schlauch von den Nüssen leeren zu müssen.
Vier Stunden lang habe ich Nüsse aus dem Motorraum des SLK geborgen, zum Teil mit Unterstützung meines Weibes, sodaß wir sicher gemeinsam auf fünf Stunden kommen, verteilt über zwei Tage. Dieser „Saisonstart“ fiel aus und das geht mir richtig auf die Nüsse.